Stimmen aus der Gemeinschaft
Auf dieser Seite erzählen einzelene (nicht alle) Mitglieder aus der Gemeinschaft warum sie hier leben, was ihnen besonders gefällt oder auch was ihnen fehlt. Wir sind unterschiedlich und das ist gut so.
„Ich glaube, dass Gemeinschaften resilienter sind und die Krisen unserer Welt besser überstehen und wirkungsvoller an positivem Wandel mitwirken als kleinere Systeme. Das Zusammenbringen von beispielsweise Kompetenzen, Wissen und kreativem Potential in einer Gemeinschaft kann große Wirkungskraft entfalten. Außerdem bietet mir Gemeinschaft ein großes Experimentierfeld, um persönlich zu wachsen, Unterstützung zu bekommen und zu geben. Mir war es wichtig, selber eine Gemeinschaft aufzubauen und mit zu gestalten anstatt in eine bestehende einzusteigen.
An Lebensbogen gefällt mir besonders, dass uns wichtig ist, in verbindungsvoller Kommunikation zu sein, dass wir uns forschend und lernend im Prozess immer weiter entwickeln und undogmatisch sind. Eine der Herausforderungen für mich in Gemeinschaft ist, geduldig und verständnisvoll zu bleiben, wenn aus meiner Sicht die individuellen Befindlichkeiten und Ängste viel Raum einnehmen. Herausfordernd ist auch manchmal auszuhalten, wenn Dinge nicht geschehen oder nicht umgesetzt werden, oder der Entscheidungsprozess sehr lange dauert.
Der Wunsch, von Herz zu Herz zu kommunizieren sowie Verbundenheit zur Gruppe, zur Welt und zur Natur – das macht Lebensbogen für mich aus. Mit diesem lebendigen Lern- und Begegnungsort mit vielen Projekten möchte ich mit dazu beizutragen, dass unsere Welt nachhaltiger, ressourcenschonender, verbindungsvoller und gerechter wird und mehr Frieden entsteht. Ein Begegnungsraum ohne Rassismus, Diskriminierung, Gewalt und Ausbeutung.“
Annett
"Ich lebe in Gemeinschaft, weil ich dort mit anderen Menschen zusammen Dinge umsetzen kann, die ich alleine nicht schaffen würde. Egal, ob es dabei um Arbeiten geht, für die man mehrere Menschen bracht (Bauprojekte...) oder die gemeinsame Nutzung von Auto und Waschmaschine oder das Einkaufen in Großgebinden, um umweltfreundlicher zu leben.
Am Lebensbogen hat mich gereizt, dass ich Leben und Arbeiten am selben Ort verwirklichen kann. Ich habe keine Fahrtzeiten mehr zur Arbeit und so die Möglichkeit, Arbeit und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen. Außerdem finde ich es toll, durch das Tagungshaus viele Begegnungen mit Menschen aus aller Welt zu haben. Der zweite, ebenso wichtige Aspekt ist die gemeinsame Ökonomie: ich bin nicht mehr alleine verantwortlich für die Existenz meiner Familie. Auch wenn mal jemand wegen Krankheit oder anderem ausfällt, sind genug Menschen da, die einspringen können. Wenn wir alle unser Einkommen zusammen schmeißen, reicht es auch für alle zum Leben!
Die größte Herausforderung für mich ist die Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit! Hier ist immer was zu tun, egal ob für den Betrieb, für die Gemeinschaft oder die Familie. Da ist es schwierig, freie Zeiten für mich ganz persönlich zu finden.
Was den Lebensbogen für mich ausmacht, ist die Herzverbundenheit und die Gemeinsame Ökonomie, die vielen Menschen und die herrliche Natur. Dieser Platz soll erhalten bleiben als Ort der Begegnung für alle Menschen, die sich einen gesellschaftlichen und politischen Wandel wünschen und diese Welt nachhaltig verbessern wollen!"
Annette
„Ich find‘s schön, dass wir alle zusammen wohnen. Und wenn meine Eltern mal keine Zeit haben, dass andere dann für mich Zeit haben. Und dass hier alle nett sind. Was ich ein bisschen nervig finde, ist dass es manchmal so lange dauert, bis eine Entscheidung getroffen wird. Zum Beispiel war das so, als ich gerne Hühner haben wollten. Aber jetzt sind die Hühner da und ich darf mich auch um sie kümmern. Aber als unser Huhn Rosalie vom Habicht erwischt worden ist da war ich sehr traurig. Ich fände es toll, wenn mehr Kinder hier wären, dann hätte ich mehr Kinder zum spielen. Dann wäre mir nicht so oft langweilig. Und ich wünsche mir, dass wir noch mehr Tiere haben. Toll ist, dass man hier im Winter gut Schlitten fahren und Iglus bauen kann. Ich mag auch gerne das Trecker fahren und – wenn die großen Laubhaufen im Herbst zusammen gerecht sind - dass wir Kinder dann da rein springen dürfen. Was ich hier habe, was ich früher nicht hatte, sind zum Beispiel der Kreativ-Raum, das Klamöttchen (unsere Kleiderkammer) und überhaupt so viel Platz zum spielen. Überhaupt finde ich es schön, dass wir zusammen Sachen machen wie Weihnachtsbaum schmücken, Laub harken, die Terrasse neu bauen, St. Martins-Laternenumzug auf den Helfensteinen, Wikingerschach und Wizzard spielen oder auch mal zum See fahren. Viel Spaß gemacht hat mir, zusammen mit vielen Leuten aus der Gemeinschaft und meinen Schwestern das Mosaik für den Elementeplatz zu machen.“
Antonia
Für mich ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. Ich möchte in diesem Leben teilen lernen: Wohnraum, Lebensraum, Liebesraum, und Arbeitsraum teilen, gleichberechtigt Entscheidungen treffen, eine gesellschaftliche Alternative vorleben, damit diese Welt und ihre Schätze noch lange überleben. Mich mit anderen in diesem Experimentierfeld lebendig fühlen, gemeinsam wachsen, über mich selbst hinauswachsen, mitwirken, von Herzen lieben.
Ich lebe in der Gemeinschaft Lebensbogen, weil es eine linkspolitisch orientierter Kommune ist, die meinen Werten entspricht. Weil die Landschaft hier im Naturpark Habichtswald bei den Helfensteinen ein Traum ist. Weil es eine gemeinsame Ökonomie gibt, in die ich hineinwachsen und die ich hautnah erleben will. Weil ich die hohe Reflektionsbereitschaft hier sehr schätze. Weil es ein Tagungshaus gibt, in dem ich mitarbeiten und selbst Seminare anbieten kann. Weil es ein wunderschönes Ausflugscafe gibt, in dem man kulturelle Veranstaltungen planen, und fremden Menschen begegnen kann.
Meine größten Herausforderungen beim Leben in Gemeinschaft sind, nicht bei Allem mitmischen zu wollen, die Vernetzung mit der Umgebung und das Auflösen der psychologischen Übertragungen.
Es ist eine kleine Gemeinschaft, in die ich gut rein wachsen, und zu jedem eine individuelle Beziehung aufbauen kann. Hier gibt es tolle Arbeitsmöglichkeiten am Platz in einer wunderschönen Natur. Ich empfinde die Menschen hier sehr herzlich und offen.
Wir ringen immer wieder um ein „nachhaltiges Leben“. Wir machen vor, dass man Ressourcen auch mit „wildfremden“ Menschen gut und mit Freude teilen kann. Wir bieten Forschungsräume für alternative Lebensweisen.
Carmen
Ich lebe in Gemeinschaft, um an Alternativen zu den in unserer Gesellschaft üblichen Lebens- und Arbeitsmodellen zu forschen. Gemeinschaft bedeutet für mich Vielfalt, Solidarität, Entwicklung, Begegnung auf Augenhöhe uvm. . Am Lebensbogen schätze ich besonders die Lage in der Natur mit kaum Verkehr, die ich insbesondere meinen zwei Kindern zum Aufwachsen wünsche. Außerdem die zahlreichen Gruppenprozesse, die uns das Miteinander ermöglichen, die gemeinsame Ökonomie, die linkspolitische Ausrichtung oder auch unsere Kollektivbetriebe, in denen die meisten Lebensbögler*innen beschäftigt sind. Herausfordernd am Gemeinschaftsleben finde ich manchmal auszuhalten, wenn Entscheidungsprozesse lange dauern, wenn kein Auto verfügbar ist für den spontanen „Ach, wir könnten doch mal wieder schwimmen!“-Ausflug oder, wenn sich der Abwasch in der Küche türmt, weil gerade niemand Kapazitäten für einen Spüldienst hat. Was den Lebensbogen für mich ausmacht sind in erster Linie die Herzensmenschen und vielen schönen Begegnungen, die mich hier Tag für Tag begleiten. Alle meine Mitkommunard*innen erlebe ich als bemüht um ein naturverbundenes, nachhaltiges Leben, persönliches Wachsen und respektvolles, authentisches Miteinander. Diese Werte möchte ich leben und gemeinsam in die Welt hinaus tragen.
Eileen mit Aminta und Castel
„In Gemeinschaft ist es schöner als allein. Ich lerne sehr viel mehr über mich selbst, als wenn ich allein leben würde. Gemeinsam sind wir stärker und können mehr bewirken.
Hier im Lebensbogen gibt es viel Raum, um Ideen umzusetzen. Mir gefällt die Landschaft super gut und ich liebe, es in der Natur zu leben. Hier kann ich gemeinsam leben und arbeiten. Das Schönste ist, dass ich hier meine Leidenschaft beruflich ausüben kann – das Kochen. Ich finde unsere gemeinsame Ökonomie gut.
Das Leben in Gemeinschaft ist sehr komplex. Herausfordernd finde ich das viele und lange Reden, um zu Entscheidungen zu kommen.“
Gunda
„Gemeinschaft ist ein nachhaltigeres Lebenskonzept als Kleinfamilie um Kindern ein vielfältigeres soziales Umfeld bieten zu können.
Im Lebensbogen bin ich, weil ich hier am gleichen Platz Arbeiten und Leben kann, keine Fahrzeiten zur Arbeit habe und auch kein CO2 durch Arbeitswege entstehen. Außerdem ist hier eine geile (Lauf-)Landschaft.
Und wegen der vielen Möglichkeiten, die hier am Platz sind und weil es die Gemeinschaft noch nicht soooo lange gibt. Da reizt die Möglichkeit mit gestalten zu können. Die vielen Möglichkeiten sind gleichzeitig die größte Herausforderung für mich.
Der Lebensbogen bedeutet für mich Naturnähe, Vielfalt und Unterschiedlichkeit. Ich setze mich für Offenheit und Veränderung ein.“
Jochen
„In Gemeinschaft lebe ich wegen der gemeinsamen Ressourcennutzung (z.B. Wohnraum, Maschinen, Medien, Energie…), der Gruppenintelligenz, dem Austausch, der gegenseitigen Unterstützung und der großen Chance, sich persönlich weiter zu entwickeln. Im Lebensbogen bin ich, weil ich mich mit den Werten der Gruppe verbunden fühle; wegen der Offenheit und Freundlichkeit der Gemeinschaftsmitglieder, wegen meines persönlichen Interesses an den Betrieben und der Attraktivität des Platzes.
Die größten Herausforderungen sind für mich: die vielen „Spiegel“, die immer notwendige Herbeiführung eines Konsens, lange Gespräche und Diskussionen bis zur Entscheidungsfindung, das Entschleunigen, die unterschiedlichen Vorstellungen und Wünsche von Sauberkeit, Ordnung und der Nutzung von Gebrauchsgütern. Der Lebensbogen bedeutet für mich Herzverbundenheit gemeinsame Ökonomie.
Ich möchte beitragen zu einem respektvollen, wertschätzenden Umgang zwischen den Menschen und mit der Natur. Ich wünsche mir einen Begegnungsraum ohne Rassismus, Diskriminierung, Gewalt und Ausbeutung. Einen lebendigen Lern- und Begegnungsort mit Projekten, die dazu beizutragen, dass unsere Welt nachhaltiger, ressourcenschonender und gerechter wird und mehr Frieden entsteht.“
Karin
„Ich lebe in Gemeinschaft, weil ich das schon immer im Blut hatte und weil Menschen mir Sicherheit geben. Im Lebensbogen bin ich in erster Linie wahrscheinlich, weil ich ihn mit gegründet habe und es meinen Zielen entspricht. Die größte Herausforderung für mich ist alle zu akzeptieren und Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen auch wenn ich nur Auslöser bin. Im Lebensbogen sehe ich das Potenzial (Mensch, Raum, …), das noch gefüllt werden kann; der Ort mit seiner Weite. Ich möchte dazu beitragen, das Miteinander zu zeigen und Hoffnung zu ermöglichen.“
Micha
"Ich lebe in Gemeinschaft weil ich mein Leben und mein Dasein mit anderen teilen will. Und von anderen das Geschenk bekomme, ihre Lebendigkeit und ihr Sein mitzuerleben. Ich lebe in Gemeinschaft weil ich so vielem in mir, durch das Miteinander begegnen kann. Dadurch kann ich wachsen, und jeden Tag bin ich mit liebevollen Menschen in Kontakt. Ich lebe so wie ich lebe, weil für mich in Gemeinschaft zu leben ein erfüllteres Leben bedeutet. Und ich sehe dass es zu einer gesunderen und nachhaltigeren Welt beiträgt.
Ich lebe in Gemeinschaft, weil ich nicht allein oder in Kleinfamilien-Konstellation durch das Leben gehen will. Weil ich weiß, dass es anderes geht und ich anders leben will. Ich lebe in Gemeinschaft, weil ich mich gehalten, gesehen und gehört fühle, und wenn es mir nicht gut geht, fühle ich mich getragen. So ein Leben ist mir viel wert.
Ich kann mich auf mehrere Ebenen hier verwirklichen. Durch mein Tun, meine Hobbys, in Verbindung mit der Natur und mit meiner Gemeinschaft. Hier ist ein Raum, wo ich voll und glücklich leben kann."
Moana
„Ich lebe in Gemeinschaft, weil hier neue und konstruktive Formen der Kommunikation und Konfliktlösungen erprobt werden. Weil mich jede:r Einzelne immer wieder neu inspiriert und beflügelt und wir in gemeinsame Räume hineinwachsen, in denen wir uns ehrlich begegnen können. Im Lebensbogen bin ich, weil wir uns immer wieder der Herausforderung stellen, die Fragen an uns als Menschen und als Teil der Gesellschaft anzuschauen und Antworten zu suchen. Viele intensive Gemeinschaftszeiten und begleitete Intensivzeiten sowie Community building. Meine größte Herausforderung ist, die Scheu abzulegen, wahrhaftig und ehrlich das Tiefste in mir in der Begegnung zuzulassen und zu zeigen. Der Lebensbogen ist für mich die Vielfalt und der Respekt, die Herzverbundenheit und die gemeinsame Ökonomie und die Bereitschaft uns immer tiefer aufeinander einzulassen.
Ich setze mich ein für gemeinsames Forschen nach Lösungen für die Herausforderungen von Klimawandel, Artensterben und Corona. Ich möchte neue und unbekannte Wege beschreiten, um tiefer einzutauchen in das Wesen von Verbundenheit mit allem Sein.“
Sissy
"Ich möchte in einer dem Leben dienlichen Kultur leben. Deshalb lebe und forsche ich Gemeinschaft. Ich sehne mich nach einer Gemeinschaft, in der jeder seine Gaben zum Wohle aller mit einschenkt und darin tiefe Sinnhaftigkeit erfährt.Mir liegen Naturverbindung und Spiritualität sehr am Herzen.Ich schätze den familiären Zusammenhalt, den ich hier in der Gemeinschaft täglich erleben darf sehr. Der ist für mich im Moment besonders in der praktischen Unterstützung, dem Tatkräftigen und wohlwollenden mit anpacken zu erkennen.
Meine größte Herausforderung hier sehe ich in der derzeitigen „Unterbesetzung“ des Projektes begründet. Noch ist es für mich zu viel Materie auf zu wenig Menschen. Hier ist Platz (Wohnraum, Wirkraum, Gestaltungsraum) für deutlich mehr Menschen und der möchte ausgefüllt werden."
Toka
„Ich lebe in Gemeinschaft, weil ich möchte, dass soziale Kontakte jeder Qualität aus sich selbst heraus bestehen und nicht von mir gewählt werden. Ich möchte ein Gegenmodell zur zunehmenden Individualisierung leben. Ich muss nicht mehr alles selber machen. Im Lebensbogen bin ich, weil ich einige der Gründer kannte. Viele meiner Vorstellungen schienen mir im und durch den Lebensbogen verwirklichbar.“
Am 19. Februar 2023 ist Ulrich verstorben. Ulrich wird in unseren Herzen immer einen Platz haben und Teil von Lebensbogen bleiben.
Ulrich
Interview von und mit unseren um die 30jährigen (Stand: Herbst 2021)
Wir heißen Moana, Milena und Jenni, sind um die dreißig und dieses Jahr in den Lebensbogen gezogen. Zusammen mit der 10-jährigen Antonia sind wir mit Abstand die Jüngsten am Platz, noch dazu leben wir vegan. Die Gemeinschaft hat uns auf Probe in die gemeinsame Ökonomie aufgenommen. Dadurch haben wir die Chance von Anfang an ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es ist ein Teil der Kommune zu sein - mit allem was dazu gehört. Um einen authentischen Einblick in unser Leben hier im Lebensbogen zu geben, haben wir entschieden, dass wir uns Fragen überlegen, diese gemeinsam in einen Topf werfen und an einem Nachmittag in gemütlicher Runde zu beantworten. Wir haben nun die für uns wichtigsten Fragen und Antworten ausgewählt und wünschen viel Spaß beim Lesen! WAS IST DEIN LIEBLINGSPLATZ UND WESHALB? Moana: Das Musikzimmer ist mein Lieblingsraum. Das ist wie ein Spielraum für mich und ich fühle mich dort sehr verbunden mit meiner Kreativität. Milena: Kann ich sagen, dass der “Raum der Stille” mein Lieblingsraum ist, obwohl ich, seitdem ich hier wohne noch gar nie dort war? Ich habe mir fest vorgenommen dahin zu gehen – zumindest öfter als keinmal! Für mich bedeutet der Raum Ruhe, Achtsamkeit, Kraft tanken und das möchte ich mir in Zukunft mehr geben. Jetzt ist es amtlich bzw. schriftlich festgehalten (Anm.: seit dem Interview war sie schon 3 Mal dort). Jenni: Ich mag den Raum der Stille auch ziemlich gerne und finde die Frage gar nicht so leicht, denn es gibt hier so viele Räume. Aber ich würde sagen, dass das Wohnzimmer eines meiner Lieblingszimmer ist, weil ich es so gemütlich finde. Am Anfang, als ich neu hierher gekommen bin, war ich oft bei schönem Wetter unten auf der Schaukel (Anm: auf dem Gelände gibt es eine Nestschaukel). Ich mag den Ort, weil man da in den Baum hoch schauen kann. Das fand' ich voll schön! Nach dem Essen in der Schaukel zu liegen und nach oben zu schauen. Milena: Was ist mit der Sauna, Jenni? Jenni: Oh ja, die Sauna! Die Sauna ist auf jeden Fall auch einer meiner Lieblingsräume! Ich liebe die Sauna, weil sie der wärmste Ort ist in ganz hessisch Sibirien ist (Anmerkung: im Winter wird es hier echt kalt). WAS MACHT DEINEN ALLTAG IN DER KOMMUNE SO BESONDERS? Milena: Viele spannende Menschen kommen hierher aus ganz unterschiedlichen Gründen. Ob sie nun Interesse an der Gemeinschaft haben oder für ein bestimmtes Seminar da sind. Wenn ich will, kann ich mich mit ihnen austauschen und viel neues erfahren. Jenni: Für mich macht es so besonders, dass hier mein Wohn- und Arbeitsort ist und dass ich dadurch mit meiner Arbeit mehr verbunden bin und sich die Arbeit mit dem Alltag sehr stark vermischt. Dadurch fühle ich mich auch mit den Menschen hier mehr verbunden. Ich bin einfach viel hier an dem Ort und mit allen ständig in Kontakt. Das finde ich gut. Und die Natur hier finde ich auch besonders. Moana: Verbunden zu sein mit dem Gelände und auch irgendwie die zufälligen Gespräche, der Austausch zwischendurch. Auch die kleinen Sachen, freundlichen Menschen zu begegnen, ein Lächeln auszutauschen. WIE IST ES FÜR EUCH, DASS IHR SO VIEL JÜNGER SEID ALS DER REST DER GEMEINSCHAFT? Milena: Ich habe gar nicht das Gefühl, dass der Abstand so groß ist. Wir sind alle an diesem Ort und haben eine gemeinsame Vorstellung davon, wie wir hier miteinander leben wollen und das auch unabhängig von unserem Alter. Ich fühle mich auch gleichwertig in dem Sinne, dass meine Erfahrung genauso viel gilt, wie die derjenigen, die schon ein paar Jahre mehr Erfahrung haben – auch, was das Leben in der Kommune angeht. Und ich profitiere natürlich auch von deren Erfahrung! Trotzdem: mir fehlt der Austausch mit jüngeren Menschen. Ich glaube, da ist teilweise mehr Verständnis für die eigene Lebenssituation. Moana: Das ist für mich eines der größten Themen. Ich fühle mich gleichwertig. Doch da sind auch andere Lebensvorstellungen, was „normal“ ist und wie man die Welt sieht. Da erkenne ich doch Unterschiede. Und es fällt mir einfacher mit Menschen in meinem Alter eine engere Bindung zu entwickeln. Die Entwicklung eines Wohlgefühls mit Menschen meiner Elterngeneration dauert einfach etwas länger. Es braucht Zeit und Gewöhnung. Doch ich fühle mich wohl mit allen Menschen hier am Ort. Jenni: Ich finde auch, dass wir hier auf Augenhöhe miteinander sind. Die Menschen hier sind sehr offen und interessiert. Am Anfang war es für mich jedoch schwer. Ich habe bisher nicht so oft erlebt, dass ich mich mit Menschen aus meiner Elterngeneration auf Augenhöhe zusammen arbeiten konnte. Doch ich habe direkt gemerkt, dass die Menschen hier anders sind und das finde ich schön, mal eine andere Erfahrung zu machen. Ich schätze das Wissen und die Erfahrung der Mitkommunarden*innen. Gleichzeitig denke ich, wenn noch ein paar mehr junge Leute hier wären, würde es auch lebendiger. Momentan ist es hier sehr gesetzt. Das ist zwar auch ein Geschenk, gleichzeitig fehlt da vielleicht noch ein wenig der Schwung. WIE IST ES FÜR EUCH, DIE EINZIG VEGAN LEBENDEN MENSCHEN ZU SEIN? Milena: Auf der Erde? (lacht) Also, obwohl wir die einzigen vegan lebenden Menschen sind in der Gemeinschaft, sind wir doch ziemlich gut versorgt. Seitdem ich hier lebe, gibt es jeden Tag eine große Auswahl an veganen Köstlichkeiten zu Mittag. Ich würde sogar behaupten, dass mind. 80% vegan gekocht wird. Und es gibt auch so viele vegane Alternativen. Interessant wäre natürlich, wie sich das Thema „Vegan leben“ nach außen tragen lässt, denn es ist ja nicht nur eine Ernährungsform, die mir „schmeckt“, sondern weil noch mehr dahinter steckt. Moana: Ich fühle mich ganz gut versorgt. Es ist für mich hier sehr inklusiv! Ich fühle mich nicht anders. Ich glaube, das Thema Tierhaltung ist der einzige Punkt, an dem ich an meine Grenze komme, wo andere vielleicht nicht so sensibel sind. Das ist einfach stark verankert in meinen ethischen und moralischen Grundsätzen. Jenni: Von Anfang an wurde große Rücksicht auf mich genommen. Da war ich noch die einzige Veganerin. Es gab immer eine leckere vegane Alternative. Micha hat einmal vegane Cannelloni gemacht mit zwei verschiedenen veganen Käsesorten. Er hat sich richtig Mühe gegeben. Als ich dann in die Gemeinsame Ökonomie mit rein gekommen bin, dachte ich: Ok, jetzt bezahle ich mit meinem Geld auch Milchprodukte mit. Da hatte ich kein so gutes Gefühl mehr. Daraufhin hatten wir dann ein gemeinsames Gespräch zum Thema Ernährung. Den Austausch fand ich wirklich gut, also einfach mal die verschiedenen Perspektiven zu hören. Und demnächst setzen wir uns nochmal als Gemeinschaft zusammen um uns weiter über das Thema “Nachhaltige Ernährung” auszutauschen. Die Idee kam von Gunda. Ich finde auch toll, dass sie da für uns mitgedacht hat. Moana: Ich habe das Gefühl, dass die vegane Ernährung nicht nur toleriert, sondern auch unterstützt wird. Viele Menschen haben ein positives Verständnis dafür als Aspekt für den Klimaschutz. HAST DU VISIONEN FÜR DIESEN ORT? Moana: Ich sehe auf jeden Fall mehr Menschen, Familien, Kinder. Ich glaube, mehr Betriebe, verschiedene Arbeitsbereiche, z.B. eine Kita, Galerie… die Möglichkeiten sind vielfältig! Milena: Ich spüre den Auftrag, den Ort weiter als Bildungsort entstehen zu lassen und auch jüngere Menschen hierher einzuladen. Ich wünsche mir ein diverses Publikum, dass sich hier begegnen, voneinander und miteinander lernen kann. Jenni: Ich habe auch ein Bild davon, noch mehr unterschiedliche Menschen und auch jüngere Menschen an diesem Ort zu haben. Ich stelle mir mehr künstlerische Aktivitäten vor. Also, auch mehr Musik. Und wenn mehr Menschen da sind, welche auch in den Betrieben mitarbeiten, dass dann auch mehr Zeit ist für andere Sachen, z.B. für das Mosaik am Elemente-Platz. Und ich stelle mir vor, dass der schwarzen Platz, welcher jetzt schon entsiegelt worden ist, viel schöner wird. Und dass vielleicht der Theatersaal bald eine Terrasse hat, sodass alles noch viel offener, natürlicher und schöner wird. Und dass die Gebäude nach und nach saniert werden, sodass es richtig schön warm ist aufgrund einer besseren Isolierung und wir eine schöne Außenfassade bekommen. Milena: Ich wünsche mir auch mehr Farbe. Vielleicht könnte man ein Kunstprojekt starten mit Kindern und Jugendlichen. Insgesamt wünsche ich mir mehr Aktionen innerhalb der Gemeinschaft, wo wir gemeinsam etwas „umgraben“, miteinander anpacken, denn das schweißt auch zusammen. ABSCHLUSSRUNDE – LETZTE GEDANKEN Moana: Ich möchte einfach meine Wertschätzung für den Ort und die Menschen, die hier leben aussprechen. Was in den letzten 6 Jahren alles hier entstanden ist, finde ich echt bewundernswert. Und dieser Ort, dieses Land, die Helfensteine sind sehr besonders für mich. Für mich ist es ein Privileg hier zu sein. Jenni: Ich bin auch sehr dankbar, dass ich hier sein kann. Milena: Ich bin auch dankbar für die Chance, hier sein zu dürfen und mir nicht allzu viel Gedanken machen zu müssen, was ist morgen oder übermorgen, sondern einfach zu sein und das zu geben, was da ist. Und dass unser Dasein auch geschätzt wird. Jenni: Und ich bin auch dankbar, dass ihr da seid!
Interview von und mit unseren um die 30jährigen